- Wolf-Ingo Härtl
Die grüne Fee des Montmartre
Zur Zeit, in der mein Roman historischer Paris-Roman "Alle Lust sucht Ewigkeit" spielt, sahen viele der trinkfreudigen Künstler nicht so sehr weiße Mäuse, sondern vielmehr
die sogenannte Grüne Fee, was nichts anderes ist, als eine sympathische Beschreibung für Absinth, der 1889 in den Cabarets und Bars noch um einige Kaliber berüchtigter war als er es heutzutage ist.
Das Bild, das ihr hier seht, ist eine Tischauflage und war mir beim Schreiben eine angenehme Inspirationsbegleitung, vor allem, weil gerne auch mal ein Gläschen der Grünen Fee darauf stand. Man sollte ja wissen, worüber man schreibt ;) . Aus Gründen der Bequemlichkeit verzichtete ich auch schon mal auf das dazugehörige Ritual mit Zucker und Anzünden und genoss den Absinth auch schon mal pur. Aber in Maßen, ich wollte ja nicht so enden wie manche Figur im Roman:
"Zwei Tische weiter rechts saß eine Frau alleine und verloren, die Unterarme teilnahmslos auf der Tischplatte abgelegt. Sie schien von der Musik der Kapelle unberührt und starrte mit leerem Blick, fast ohne Lidschlag, in eine selbst erschaffene Unendlichkeit vor sich. Wangen und Mund hingen schlaff von ihrem Gesicht, und Dufaux fragte sich, wann das Fleisch von den Knochen rutschte und die Frau mit einem Totenschädel auf ihrem Stuhl hockte, lediglich mit dem ausgebleichten und an allen Kanten zerfransten Hut darauf. Das allerdings gäbe ein verdammt gutes Motiv. Seiner Neigung für das Makabre folgend stellte er im Geiste sofort ein Portrait her, dem er den Titel Langes Warten auf das nächste Glas gab. (...) Wie alt mochte die Frau sein? Am besten, er zog von seiner Einschätzung zwanzig Jahre ab." (Alle Lust sucht Ewigkeit / Seite 13f)