- Wolf-Ingo Härtl
Der Roman des jeweils anderen
Meine große Freude ist es, nicht nur selbst Schriftsteller zu sein, sondern gleichzeitig auch als Teil eines Schriftsteller-Ehepaares mitzuerleben,
an welchem Roman meine Frau Cornelia gerade schreibt. Wie umgekehrt sie natürlich das auch bei mir hautnah erleben kann. In den kreativen Entwicklungsphasen zu den einzelnen Geschichten erzählen wir uns gegenseitig unsere Vorstellungen, plotten gemeinsam verschiedene Handlungsideen und geben uns gnadenlos ehrliche Rückmeldungen, ob etwas stimmig ist oder nicht, ob der Charakterzug zu der Person passt oder nicht usw. Aus diesen Gesprächen kann es geschehen, dass sich ein Roman auch mal ein klein wenig anders entwickelt als ursprünglich gedacht. Manchmal sind es kleine Hinweise, die aber den entscheidenden Twist ergeben, an den man zuvor selbst nicht gedacht hat.
Und dann kommt der Tag des Erscheinens und wir freuen uns, den Roman des jeweils anderen in Händen zu halten und endlich lesen zu können. Endlich? Wieso endlich, werden einige jetzt fragen. Sollte man denn nicht das Manuskript schon gelesen haben? Ja, kommt vor. Bei einigen war das der Fall, bei anderen aber auch bewusst nicht. Aus dem einfachen Grund, weil es unheimlich viel Freude macht, den Roman nicht nur als Dokument auf dem PC oder als Lose-Blatt-Sammlung auf Papier vor sich zu haben, sondern als Buch in der Hand auf der Couch zu lesen. Und es ist einfach schön zu sehen, was aus den Gesprächen und Gedanken, die wir austauschten, letztendlich geworden ist.
Zuletzt war es für mich so bei dem Nordsee-Krimi "Tod auf Föhr" von Cornelia. Und bei ihr war es mit meinem historischen Roman "Die Geliebte des Räubers" so. Als nächstes werde ich ganz gemütlich auf der Terrasse "Angst auf Föhr" lesen, den zweiten Nordsee-Krimi, während Cornelia noch ein bisschen warten muss, bis sie den nächsten Roman von mir lesen kann (vorraussichtlich Herbst 2024).