- Wolf-Ingo Härtl
Trunkenbolde im Wirtshaus
Bei einem Besuch im Hessischen Landesmuseum Darmstadt habe ich dieses feuchtfröhliche Bild entdeckt und mir sofort gedacht,
was für eine ungewöhnliche Szene der Maler doch abgebildet hat. Mir jedenfalls ist eine solches Trinkgelage im Wirtshaus bislang noch nicht auf einem Gemälde untergekommen. Ganz so sturzbetrunken wie die Männer auf dem Bild sind die Figuren in meinem Roman "Die Geliebte des Räubers" zum Glück nicht, auch wenn es ein paar junge Männer gibt, die glauben, sie könnten sich im "Fröhlichen Tropfen", dem Gasthaus von Brunnenweiler, alles erlauben. Aber Lisbeth weiß sich zu wehren. Mal tatkräftig, mal mit Worten.
"Nun lauf doch nicht so schnell weg", sagte Johann und versuchte, sie mit beiden Händen einzufangen, als sie einen Schritt zurückwich. "Jetzt, wo wir doch eigentlich schon gute Bekannte sind, werden wir uns bestimmt gut verstehen, hörst du?" - "Ich höre vor allem besser, was Sie mir sagen, wenn Sie nicht mit den Händen reden", entgegnete Lisbeth. (aus: Die Geliebte des Räubers / S.38/39)
Übrigens, das stimmungsvolle Gemälde stammt von Adriaen von Ostade und heißt: "Ausgelassene Bauern im Wirtshaus" aus dem Jahr 1635.