- Wolf-Ingo Härtl
Spaßige Erkenntnisse beim Recherchieren
Das Schöne an der Schriftstellerei ist nicht nur das Schreiben selbst, sondern häufig auch die Recherche zum jeweiligen Stoff. Ganz besonders amüsant finde ich es, wenn ich auf kleine Absurditäten stoße, die dann auch ihren Platz im Roman finden können.
Dort, wo Rhein und Mosel aufeinanderstoßen, das Deutsche Eck bei Koblenz, war zur Zeit der französischen Besatzung auf der linken Rheinseite der Sitz der Präfektur des neu geschaffenen Rhein-Mosel-Departements. Während Napoleon bestrebt war, die annektierten deutschen Gebiete nach französischem Vorbild zu verwalten, versuchte ein Großteil der Bevölkerung zuallerst einmal, sich einigermaßen über Wasser zu halten (kein Wortspiel, auch wenn hier zwei Flüsse aufeinandertreffen). Manche neuen Vorschriften brachten einige Verbesserungen, das darf man nicht vergessen, manch andere aber wurden auch gerne als überflüssig betrachtet und ignoriert. So zum Beispiel die Einführung einer Zehn-Tage-Woche. Doch die Rheinländer nicht dachten nicht daran, sich von der 7-Tage-Woche zu verabschieden und feierten ihren Sonntag gerade weiter. Das verrieten sie den Franzosen aber nicht.
Während der Recherche zum Roman "Die Geliebte des Räubers" stieß ich auf diese nette Randnotiz, die selbstverständlich auch seine Erwähnung in der Geschichte findet und dadurch seinen Beitrag für ein stimmungsvolles Gesamtbild dieser Zeit leistet.