- Wolf-Ingo Härtl
"Wie lange schreibst du an so einem Roman ?" - Teil 4 - Der Anfang nach dem Ende
Der neue Roman ist fertig, aber die Arbeit am Manuskript noch nicht (ganz), denn jetzt folgen noch weitere wichtige Schritte, bevor der Roman als Taschenbuch in den Geschäften stehen kann.
Jeder Autor schickt sein Manuskript an den Verlag in der Vorstellung, das ist gut so wie es ist. Bei meinem ersten Roman 1991 dachte ich das auch. Gleich darauf aber habe ich gelernt: Es gibt auch die Arbeit nach der Arbeit. Einen Roman schreiben, ist das Eine - einen Roman so überarbeiten, dass er sich auf dem Markt behaupten kann, ist das Andere. Wenn ich über 1 Jahr an einem Manuskript arbeite, ist es nur natürlich, dass ich bis zu einem gewissen Grad auf einem Auge "blind" werde. Ich habe meine Geschichte so gut im Kopf, dass mir manch kleiner Logikfehler im Text vielleicht durchrutscht. Ich habe mein Manuskript so oft gelesen, dass ich über Tippfehler "drüberlese", weil sich die Worte in meinem Kopf von alleine zusammensetzen. Gut so, dass also nach dem kreativen Teil der wichtige Teil des Lektorats und Korrektorats kommt. Zum Glück habe ich bei meinem Verlag HarperCollins eine super Lektorin, die auf alles sehr genau achtet. Ich wage zwar zu behaupten, dass ich alles in allem sehr genau bin, aber bei einem 500 Seiten starken Manuskript gibt es immer etwas, das es zu überdenken gilt. Bei "Die Geliebte des Räubers" erhielt ich von meiner Lektorin einen wichtigen Hinweis bezüglich der Figur des Johann. Ich kann hier nicht genau verraten, worum es ging, denn sonst würde ich spoilern, aber es war eine wirklich amüsante Sache, die ich übersehen hatte - es handelte sich um einen einzigen Satz, den ich bei der Überarbeitung zum Löschen übersehen hatte und der an dieser Stelle nun wirklich nicht mehr passend gewesen war. Ich musste herzlich lachen und habe das dann auch in meiner Danksagung hinten im Roman erwähnt.
Von daher mein Rat an alle Autorinnen und Autoren: Niemals auf ein professionelles Lektorat verzichten. Man hat ja schließlich einen Roman geschrieben und keinen Einkaufszettel für den Wochenmarkt.