- Wolf-Ingo Härtl
Schreiben ist wie Träumen, nur anders ;)
Manchmal bekomme ich die Frage gestellt, was denn das Wichtigste für die Ausübung des Berufs Schriftsteller sei.
Das ist eine Frage, die jeder, der professionell schreibt, auch nur für sich beantworten kann. Für die einen mag es die Fantasie sein, für die anderen der mögliche künstlerische Erfolg, für wiederum andere ein gewisser Bekanntheitsgrad. Alles richtig, aber ich behaupte, die Grundlage, um all das andere erreichen zu können, ist Disziplin. Schreiben ist die harte Form von Träumen. Aufs Papier (in den PC) bringen muss man seine Träume, Visionen, Figuren, Geschichten können, und das gelingt über viele Jahre hinweg nur in dem Bewusstsein, dass Schreiben ein Beruf ist, in dem auch an jedem Tag etwas abgeliefert werden sollte. Also heißt das, nicht nur darüber reden, dass man schreibt, sondern schreiben, um auch sagen zu können, dass man schreibt. Egal, wie das Wetter ist. Zurzeit ist es ja wieder drückend heiß - oder wie es mir meine Kaffeetasse sagt: haiß. Bei diesen Temperaturen kann nicht jeder Satz sofort druckreif ausfallen, aber am Ende des Tages steht zumindest das Gerüst, auf dem man am nächsten Tag aufbauen und weiterarbeiten kann. Nur mit der nötigen Disziplin ist es auch möglich, Abgabetermine einzuhalten. Mein Verlag und meine Agentin würden mir was husten, wenn ich sage "ach, heut wars aber heiß, und gestern auch, und überhaupt, ich liefere mein Manuskript irgendwann mal ab". Würde ich so denken, dann hätte ich die längste Zeit einen Verlag und eine Agentin gehabt. So wie ich mich auf die beiden verlassen können muss, müssen sie es umgekehrt auch auf mich.